∞Zueignung
1Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!
2Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
3Versuch’ ich wohl euch diesmal fest zu halten?
4Fühl’ ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
5Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
6Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
7Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
8Vom Zauberhauch der euren Zug umwittert.
9Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
10Und manche liebe Schatten steigen auf;
11Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,
12Kommt erste Lieb’ und Freundschaft mit herauf;
13Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
14Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
15Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
16Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.
17Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
18Die Seelen, denen ich die ersten sang,
19Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
20Verklungen ach! der erste Wiederklang.
22Ihr Beyfall selbst macht meinem Herzen bang,
23Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
24Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
25Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
26Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
27Es schwebet nun, in unbestimmten Tönen,
28Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich,
29Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
30Das strenge Herz es fühlt sich mild und weich;
31Was ich besitze seh’ ich wie im weiten,
32Und was verschwand wird mir zu Wirklichkeiten.