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21.Mylius an Merck.

Berlin den 24. October 1775.

[ QuZ Nr. IV-2364: Es ist allerdings wohl Eigensinn vom Hrn. Dr.Göthe, wenn er seine Msc. auf die Art verkaufen will; denn unter uns gesagt, es ist etwas sonderbar, unbesehen und, nach dem alten Sprüchwort, die Katze im Sacke zu kaufen. Auch ist mit einer so kleinen Pieçe ja kein großer Handel zu machen. Was machen denn auch einige Tausend für eine Summe, und wie viel verliert sich im Lauf des Buchhandels in Deutschland nicht?

Inzwischen damit ich nicht den Vorwurf auf mich lade, 54als ob nichts mit mir anzufangen wäre, so werde ich die Probe machen und künftigen Posttag an meinen Vetter nach Weimar 20 Thlr. senden, um von Hr. Dr.Göthe das Msc. der Stella in Empfang zu nehmen, hauptsächlich aber um mit diesem allerdings seltenen Genie und fruchtbaren Schriftsteller in Bekanntschaft zu kommen. Wenn es nur nicht, wie ich fast fürchte, die entgegengesetzte Wirkung thut! Denn da er nun für diese vielleicht kleine und nicht so sehr interessante Pieçe 20 Thlr. bekommt, so wird das folgende Stück 50 Thlr. und Dr.Faust vielleicht 100 Louisd’or gelten sollen; das ist aber wider die Natur der Sache und nicht auszuhalten, und ich thue von ganzem Herzen Verzicht darauf. Mich wundert übrigens, daß der Herr Dr.Göthe die Buchhändler so quälen will, da er, wie ich immer gehört habe, solches aus öconomischen Gründen nicht nöthig hat. Soll es also vielleicht Ruhm seyn, daß ihm seine Msc. so theuer sind bezahlt worden? Dr.Faust wäre mir für einen proportionirlichen Preis lieber gewesen. ]

Wird sich der Hr. Dr.Göthe lange in Weimar aufhalten? Ich bin etc.