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40/127. An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

verzeihen wenn auf Ihr so geneigtes Schreiben vom 7. October ich erst später zu antworten gelange. Seit Monaten beschäftigen uns bedeutende Feyerlichkeiten und ihre Folgen, zuletzt hat noch der 7. November [mich] mit unerwarteten Gutem und Schönen überhäuft und an jeder andern Betrachtung gehindert, erlauben Sie daher daß ich auch dießmal nur einiger Hauptpuncte erwähne, deren Bestimmung den ersten Rang verdienen.

135 Bey dem 12. Punct entstehen folgende Fragen:

a) Wie wird der Autor und die Seinigen von der Anzahl der Subscribenten unterrichtet?

b) Wie von der Anzahl der Exemplare die sowohl in der Subscriptionszeit als nachher an Buchhändler überlassen werden?

c) [ QuZ Nr. IV-1795: Wie wird es mit dem Antheil des Autors an den einzeln abzudruckenden Stücken gehalten?

Daß dieses Letzte von großer Bedeutung sey, erhellet daraus daß eine besondere neue Ausgabe von Faust, in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1825, hier in Weimar für 1 rh. 10 Groschen verkauft wird.

Mögen Sie uns besonders aufklären wie es mit diesem neuen Abdruck gemeint sey? so werden Sie uns sehr beruhigen, denn wir dürfen nicht leugnen daß uns diese Erscheinung ganz unerwartet gewesen. ]

Und so muß ich auch noch vorläufig gedenken daß eine Ausgabe, die man ohne Anmaßung eine National-Angelegenheit nennen darf, nicht auf eine bloße Taschen-Ausgabe beschränkt bleiben kann; alle die mir gegenwärtig vorliegen sind unscheinbar, besonders die Schillerische, daher wäre nothwendig einen zwar nicht prächtigen aber doch anständigen Abdruck in Octav zugleich mit anzubieten. Wo man hinhört verlangt und erwartet ihn das Publicum. Auch sind höchst bedeutende neuere Offerten durchaus in solcher Voraussetzung gethan, ich lege die Proben bey die man eingesendet.

Überhaupt wünsche daß wir mit unserer Angelegenheit bald zum Abschluß kommen da man sich in den letzten Zeiten vor gesteigerten Anerbietungen, sogar mit höchster Empfehlung kaum zu retten weiß.

Hochachtungsvoll

gehorsamst

J. W. v. Goethe.

Weimar den 20. November 1825.

J. A. v. Goethe.