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1565. An Friedrich Cotta.

Weimar 24. März [Montag] 1800.

Ich kann endlich wieder einmal die Feder ergreifen, theurer Freund, um Ihnen für Ihren herzlichen Antheil an meiner Krankheit zu danken, und die Nachricht von meiner Besserung selbst zu geben. Es geht zwar sehr langsam mit der Erhohlung, ich kann nur mit Mühe die Treppen steigen, und der Husten dauert noch anhaltend fort; leider war ich sehr hart angegriffen, denn die lange traurige Krankheit meiner Frau hatte meine Gesundheit sehr untergraben. Dieser Winter wird uns lange im Andenken bleiben fürchte ich. Mit Sehnsucht erwarte ich den Frühling, wo meine Erhohlung, hoffe ich, schneller gehen soll.

Ich danke Ihnen sehr, daß Sie Sich in der Haselmeyerischen Sache meines Vortheils so freundlich angenommen haben, zugleich danke ich Ihnen für die getroffene Auskunft und daß Sie die Sache nicht weiter getrieben haben. Es ist einmal ein Fluch auf meinen Unterhandlungen mit Haselmeyern. Ich stand anfangs bei mir an, ob ich überhaupt nicht jedes Verhältniß, für jezt und immer, mit ihm aufgeben und folglich auch den Macbeth zurückbehalten sollte. Könnte ich ganz nach meinen Grundsätzen handeln, so geschähe das gewiß, aber die Verbindung mit einem Theater mehr ist für meinen Beutel doch nicht ganz unbedeutend, und so will ich denn, wie die größten und kleinsten Männer in der Welt von jeher thun mußten, meine Empfindlichkeit dem Vortheil aufopfern. Der Macbeth soll noch diese Woche abgeschickt werden.

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Haben Sie auch verbindlichen Dank für Ihre freundschaftliche Aufmerksamkeit mir, ungeachtet der Theateraccord sich zerschlug, das Geld zu übersenden, indem ich wirklich auf jene Einnahme gerechnet hatte. Ich ersuche Sie nun, die stipulierte Summe für den Macbeth von dem Stuttgardter und Francfurther Theater (an das der Macbeth ganz kürzlich abgegangen ist) einzukassieren. Mein Schwager hat mich ersucht, die Auszahlung eines Postens den er noch an Hrn. Rapp den ältern zn bezahlen hat zu übernehmen, da ich in Schwaben Geldgeschäfte habe. Ich bitte Sie daher, Sich die Rechnung von Hrn. Rapp geben zu lassen und auszubezahlen. Sie wird, wie Wolzogen glaubt, etwa 80 fl. betragen. Was Sie alsdann von diesem Theater Geld und der andern Vorschußweisen Summe, warum ich neulich gebeten, nach Abzug der 66 Laubthaler und der Wolzogischen Rechnung noch übrig behalten, sind Sie so gütig mir mitzubringen. Mündlich über alles dieses ausführlich.

An meinen Stücken wird fleißig gedruckt, und der Eilfte Bogen ist jezt in der Correctur. Meiers Zeichnung zum Wallenstein ist, hoffe ich, angekommen und hat Ihren Beifall erhalten. Ich wünschte sehr, daß sie gestochen würde.

[ Pniower Nr. 146: Nun noch einen guten Rath. Ich fürchte, Göthe läßt seinen Faust, an dem schon so viel gemacht ist, ganz liegen, wenn er nicht von außen und durch anlockende Offerten veranlaßt wird, sich noch einmal an diese große Arbeit zu machen und sie zu vollenden. Der Faust wird, wie er mir sagte, wenn er vollendet ist zwey beträchtliche Bände, über 2 Alphabethe betragen. Er rechnet freilich auf einen großen Profit, weil er weiß, daß man in Deutschland auf dieses Werk sehr gespannt ist. Sie können ihn, das bin ich überzeugt, durch glänzende Anerbietungen dahin bringen, dieses Werk in diesem Sommer auszuarbeiten. Berechnen Sie Sich nun mit sich selbst, wieviel Sie glauben, an so eine Unternehmung wagen zu können und schreiben alsdann an ihn. Er fodert nicht gern und läßt sich lieber Vorschläge thun, auch accordiert er lieber ins Ganze als Bogenweiß. ]

Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und Madame Cotta aufs freundschaftlichste. Leben Sie recht wohl. Ganz der Ihrige

Schiller.