In Frankfurt langten sie den 14. Oct. an; sein erster Gang war zu Göthe, den er aber nicht fand und erst den andern Tag sprach. Er schrieb darüber den 15. in seine Reisebriefe: „[ Pniower Nr. 12: Einen vortreflichen schönen Tag gehabt! Einen ganzen Tag allein, ungestört mit Göthen zugebracht, mit Göthen, dessen Herz so groß und edel wie sein Geist ist! Beschreiben kann ich den Tag nicht! Und nicht erzählen, was ich Ihnen gern erzählen möchte! Es ist spät, ich bin müde und wir gehn morgen früh nach Darmstadt. Göthe ist ein Mann ungefähr von Voßens Figur, aber etwas feiner gebaut, sehr blaß, Geist im Gesichte und besonders in dem hellen braunen Auge. Er hat mir viel vorlesen müßen, ganz und Fragment, und in allem ist der originale Ton, eigne Kraft, und bey allem sonderbaren, unkorekten, alles mit dem Stempel des Genies geprägt. Sein Dr. Faust ist fast fertig, und scheint mir das größte und eigenthümlichste von Allem. ] Von seinem Freunde Lenz, dem Verfaßer des Hofmeisters und der plautinischen Lustspiele, bringt die Messe zwey neue Produkte, die beyde Werke des Genies und des Denkers sind. Er hat mir noch einiges und besonders ein paar Gedichte voll Seele und Herz von ihm gelesen. Wenn er sie mir, wie er verspricht, geschrieben giebt, sollen Sie sie lesen.“