1140.
1827 oder 1828.
Mit Friedrich von Müller u.a.
Nach Tische traf ich bei Goethe Professor Heinroth von Leipzig, Frommann, Vogel, Riemer und Zahn, der zugleich Abschied nahm. Nach kurzer Frist fuhr 264 ich mit Goethe spazieren, gegen Süßenborn zu. Ich unterhielt ihn von Carlyle's Aufsatz über den Character seiner Schriften. [ Gräf Nr. 1523: Er erzählte wie er diesem wackern Mann kürzlich ein »Schwänchen« überschickt, nämlich seine Taschenausgabe, den Faust, die Medaille, Kupferstich, eine eiserne Busennadel für die Frau etc. ] Diese Art Menschen, sagte er, wie wir auch an Bracebridges [in Bracebridge-Hall von W. Irving] sehen, führen ein viel innigeres, zusammengenommeneres Leben, als wir in unserer Zerstreuung; sie sind wie mitten im Weltmeere auf einem engen Kahn vereint, unbekümmert um das Getobe und Gebrause um sie her.
Von Bonstetten hatte Goethe kürzlich einen herzlichen Brief bekommen, den er mir zu zeigen versprach.
Als wir bei einem neuen Gebäude vorüber fuhren, das ihm mißfiel, äußerte er: »Meine Lehre ist von jeher diese: Fehler kann man begehen, wie man will, nur baue man sie nicht auf. Kein Beichtvater kann von solchen Bausünden jemals absolviren.«
Ein Student aus Berlin, nach Paris reisend, war bei ihm diesen Nachmittag eingesprochen und sofort angenommen worden. »Ich sehe solche Leute gern, man 265 thut dabei einen Blick in die weite Welt hinaus und hat die behagliche Empfindung, nicht selbst reisen zu müssen.«
Darauf Manzoni's gedenkend: »Wäre ich jünger, so hätte ich sogleich die Sposi promessi à la Cellini bearbeitet. Beim Übersetzen muß man sich nur ja nicht in unmittelbaren Kampf mit der fremden Sprache einlassen. Man muß bis an das Unübersetzbare herangehen und dieses respectiren; denn darin liegt eben der Werth und der Character einer jeden Sprache.«
Und als ich ihm von Graf Reinhard's Reise nach Norwegen erzählte, rief er aus: »Welche Verwegenheit für einen Mann seines Alters! Doch was einer ausführen kann, das darf er auch unternehmen.«