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42/172. An Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck

Aufrichtigsten Dank für Ihre Bemerkungen zu Manzoni; dergleichen Erwiderungen sind höchst erquickend und belohnend. In der gränzenlosen Empirie unsrer ästhetischen Versuchereyen ist es tröstend und aufrichtend, wenn unsere besten Zeitgenossen die 197 wenigen productiv-gründlichen theoretischen Worte billigen und auffassen, von denen allein noch einiges Heil zu hoffen wäre. Alles dichtet und thut und kein Mensch weiß was er will; es sind lauter Velleitäten, die, wie Seifenblasen den spielenden Kindern, so den lieben Verfassern vor der Nase zerplatzen.

Verziehen sey mir dieser Unmuth, es ist damit zum besten gemeint! In dem neusten Stück von Kunst und Alterthum habe ich gleichfalls gar manches niedergelegt, das jeden der es ernst nähme ernstlich fördern würde; aber der Ernst ist eigentlich die Schwierigkeit; jeder versucht mit seinem Kahne, mit seiner Gondel dahin zu schwimmen und durchzuschlüpfen, welches niemanden übel zu nehmen ist; wenn sie mir nur nicht zuletzt ihre Siebensachen producirten, gerühmt und gefördert seyn wollten.

[ Gräf Nr. 1489: Wie ich im Stillen langmüthig einhergehe werden Sie an der dreytausendjährigen Helena sehen, der ich nun auch schon sechzig Jahre nachschleiche, um ihr einigermaßen etwas abzugewinnen. ] Unter den kleinen Dingen möge sich manches empfehlen; die Trilogie der Leidenschaft werden Sie nicht ohne Theilnahme vorüber lassen.

Ich bin in meinen Garten im Thale gezogen und genieße schon gute Frucht von dieser Absonderung. [ Gräf Nr. 1489 (weiter): Es liegen so manche Dinge die ich selbst werth achten muß, weil sie sich aus einer Zeit herschreiben die nicht wieder kommt, lange Jahre vor mir da, und 198 bedürfen eigentlich nur einer gewissen genialen Redaction. Vollständige Plane, schematisch aufgestellt, einzelnes ausgearbeitet! und es kommt nur auf einen reinen genialen Entschluß an, so ist es als eine Art von Ganzem brauchbar und gewiß manchem angenehm. So habe ich voriges Jahr mit einem gewaltsamen Anlauf die Helena endlich zum übereinstimmenden Leben gebracht; wie vielfach hatte sich diese in langen, kaum übersehbaren Jahren gestaltet und umgestaltet, nun mag sie im Zeitmoment solidescirt endlich verharren. ]

treulichst

Weimar den 24. May 1827.

J. W. v. Goethe.

Das 1. Stück des 6. Bandes Kunst und Alterthum ist abgesendet; Gegenwärtiges halte nicht länger zurück, mein bester Dank für die Achlya folgt nächstens mit einigen Betrachtungen. Heute nur das Nachstehende das sich mir im Augenblick aufdringt:

Aus dem Größten wie aus dem Kleinsten (nur durch künstlichste Mittel dem Menschen zu vergegenwärtigen) geht die Metaphysik der Erscheinungen hervor; in der Mitte liegt das Besondere, unsern Sinnen Angemessene, die jene Regionen zu mir heranbringen.

199 [Beilage.]

Geneigtest zu gedenken.

Serenissimus erhielten eine Sendung von Bremen, datirt: 28. April d. J., von einem Bruder des aus Batavia kommenden Botanicus Blume, bestehend in zwey Säckchen Samen und acht Heften botanischer Beyträge zur Flora von Batavien. In letzteren lag ein Brief von Herrn Blume selbst, datirt: Buitenzorg im botanischen Garten den 25. October. Wollten Ew. Hochwohlgeboren mich nun näher belehren, wo sich gedachter Herr Blume gegenwärtig aufhält und wo ein freundliches Antwortschreiben Serenissimi ihn sicher antreffen könne?

Ferner habe ich anzufragen, ob diesem Manne die goldne Medaille mit Serenissimi Bildniß, auch wohl am rothen Bande des Falkenordens zu tragen, angenehm und seinen Zuständen gemäß seyn könnte. Sodann auch hätten Sie ja wohl die Gefälligkeit, dieses Geschäft zu vermitteln.

Sodann wünschen Serenissimus eine lebende Pflanze der Aloe litoralis. Nach der indischen Materia medica gilt sie für ein ausgezeichnetes Augenmittel in Ostindien; vielleicht ist sie bey Herrn Reinhardt zu haben. Trüge sie noch etwa einen andern Namen, so würden Ew. Hochwohlgeboren wohl das Synonymum entdecken.

Weimar den 24. May 1827.

J. W. v. Goethe.

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