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4153. An Caroline Friederike von Berg, geb. v. Häseler

Man liest in glaubhaften Geschichten: daß mancher Bach, ja sogar ein größerer Fluß sich in die Erde stürzt und erst in der Ferne nach lange verborgenem Lauf wieder hervortritt. Nehmen Sie das, verehrte Freundin, als Gleichniß gegenwärtiger Sendung. Jenem unerwarteten, so lieb- als ehrenhaften Nachtbesuch wünscht ich lange ein freundliches Denkmal zu stiften. So wenig und leicht das Beykommende scheinen mag, brachte ich es doch erst jetzt nach Wunsch und Sinn zusammen; eine gnädig freundliche Aufnahme darf ich wohl von Ihrer Vermittelung hoffen.

Eine mir in der Zwischenzeit zugekommene, mir höchst willkommene Zuschrift ist, wie ich nicht zu betheuren brauche, mir gleichfalls zur größten Freude gediehen. Dagegen war ich im eigentlichsten Sinne in Verzweiflung (nicht au désespoir), die lieben Ihrigen nicht bey mir sehen zu können; ein heftig unbequemes Übel hatte mich in jenen Tagen befallen, das mich von aller Mittheilung abschloß. Die ersten brauchbaren Stunden benutze, um Gegenwärtiges zu übersenden.

[ Gräf Nr. 1391: Die bevorstehende Ausgabe meiner sämmtlichen Werke erinnert mich täglich daran zu denken, was ich etwa meinen geprüften Freunden Neues und Erfreuliches 68 von dem bisher gesparten Vorrathe mittheilen könnte. ]

Mit wiederholten tausendfältigen Empfehlungen unwandelbar.

treugesinnt

Weimar den 18. Juni 1826.

J. W. v. Goethe.