Auch der damalige Inhaber der leipziger Bühne, Karl Theodor Küstner, hat Goethen einigemal besucht. Küstner war am 26. Nov. 1784 in Leipzig geboren, ein Bruder des schon besprochenen weimarischen Generalconsuls Heinrich Küstner. Nach sorgfältig genossener häuslicher Erziehung bezog er 1803 die Hochschule, auf welcher er der Rechtswissenschaft oblag und 1810 die Doctorwürde erwarb. Den Feldzug 1814 machte er als Husarenoffizier beim Banner der freiwilligen Sachsen mit, dessen Befehlshaber, der Herzog von Sachsen-Koburg, dem er seine „Dramatischen Kleinigkeiten“ gewidmet hatte, ihn 1815 zum Hofrath ernannte. Nachdem er in Leipzig den Bau des neuen Schauspielhauses eifrig gefördert hatte, übernahm er die Leitung der hiesigen Bühne von 1817 an auf eigene Vertretung. Nach den höchsten Kunstzielen strebend und dabei mit einer nur bei seinem Vermögen ausführbaren Uneigennützigkeit verfahrend, hob er die leipziger Bühne zu einer der ersten Deutschlands empor und gab das Unternehmen im Mai 1828 nur auf, weil er demselben schon bedeutende Opfer gebracht hatte und doch noch mit beträchtlichen Abgaben an Staat und Stadt belastet wurde, die am Ertrag der Bühne zehrten. Im Jahre 1830 wurde Küstner dann mit dem Titel eines Geheimen Hofraths zur Leitung des großherzoglichen Hoftheaters nach Darmstadt und bald nach dessen Schließung als Hoftheaterintendant 1833 nach München berufen. Dort wurde ihm der Adel verliehen. Dem Rufe des Königs Friedrich Wilhelm IV. folgend, der alle Größen der Wissenschaft und Kunst um sich zu versammeln strebte, ging von Küstner 1842 als Generalintendant der königlichen Schauspiele nach Berlin, legte aber 1851 altershalber die Stelle nieder und lebte dann bis zu seinem am 27. October 1864 erfolgten Tode in Leipzig, bemüht, sich der Einflüsse des Alters zu erwehren und mit der Jugend froh zu sein.
Goethe schenkte ihm die „ Umrisse zu Goethe’s Faust. Gezeichnet von Retsch“. Auf den Umschlag schrieb er eigenhändig:
[ Gräf Nr. 1255: Herren Hofrath Küstner
zu freundlich geneigtem Andenken.
Weimar d. 27. May 1823.
Goethe. ]