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36/239. An Carl Gustav Carus

[ Gräf Nr. 1251: Beykommendes neustes Heft von Kunst und Alterthum fordert mich auf, auch wieder einmal an Ew. Wohlgeboren Wort und Gruß gelangen zu lassen; da ich denn zuvörderst den Wunsch ausspreche, daß die Gedanken der Weimarischen Kunstfreunde über die höchst schätzbaren Bilder auch Ihr eigenes Gefühl ansprechen mögen. ]

Hiezu füge eine Anfrage, der ich den zweyten Wunsch beygeselle: möchten Sie mir für das nächste Heft morphologischen Inhalts nur irgend einen kleinen Beytrag geben? meinen Zwecken gemäß, die Ihnen genugsam bekannt sind. Vielleicht sagen Sie etwas über Ihr neustes Werk, welchem wir zu Ostern entgegen sehen. Wenn es auch nur wenige Blätter sind, so wäre es mir angenehm als ein Zeugniß theilnehmenden wechselseitigen Verhältnisses; ich habe noch einige Freunde um die gleiche Gefälligkeit ersucht.

Möge nach der strengen Kälte die milde Witterung auch Ihnen zu Gute kommen und das bevorstehende Frühjahr in den herrlichen Dresdner Gegenden Ihnen vollkommen genußreich werden. Mein Befinden ist von der Art, daß ich die vergangenen drey Monate zu manchen Arbeiten und Vorarbeiten ununterbrochen benutzen konnte.

Mit den aufrichtigsten Wünschen.

ergebenst

Weimar den 31. Januar 1823.

J. W. v. Goethe.