25/7022. An Johann Friedrich Cotta

Da ich von Herrn Legationsrath Bertuch vernehme daß Ew. Wohlgeboren glücklich möchten zu Hause angekommen seyn, so wünsche ich Glück zur Rückkehr, und sende verschiedene Blätter bezüglich auf unsere Geschäfte.

1) Entwurf eines Contracts zu gefälliger Prüfung.

2) Entwurf einer Anzeige. Wenn Sie dieselbe supplirt und extendirt, so erbitte ich mir solche nochmals zur Durchsicht.

3) Inhaltsverzeichniß der 20 Bände zur Anzeige gehörig.

4) Bemerkungen zu den zwey ersten Bänden welche bis zur Ankunft des Manuscripts bey Seite zu legen bitte.

5) Ein meine Bereitwilligkeit zum Damen-Calender und Morgenblatt mitzuwirken aussprechendes Blatt.

Von sämmtlichen Blättern habe Abschriften behalten, damit Sie Sich mit größerer Bequemlichkeit darauf beziehen mögen. Ich behalte mir vor noch manches nachzubringen, sowie ich die vier ersten Bände vor Ende Februars abzusenden denke, und noch einige Cautelen wegen des Druckes beyfügen werde.

197 Wollten Sie die Gefälligkeit haben, die Rechnung wegen unseres Vergangenen zu stellen; mir fehlen, um die meinige abzuschließen, einige kleine Posten auf beyden Seiten.

Ich wünsche zu vernehmen daß es Ihnen in allem nach Wunsch gegangen sey und hoffe dieses Frühjahr, da Ostern zeitig fällt, Sie bald bey uns zu sehen.

ergebenst

Weimar d. 20. Feb. 1815.

Goethe.

Entwurf eines Contracts.

Der Herr Geheime Rath von Goethe zu Weimar überläßt Herrn Doctor Cotta in Stuttgart die abermalige Ausgabe seiner Werke, und zwar wird Folgendes bestimmt und bedingt:

1) Die Zahl der Bände ist auf zwanzig festgesetzt, den Inhalt derselben weist beyliegendes Verzeichniß.

2) Die Zahl der Lieferungen hängt von dem Herrn Verleger ab, so wie die Termine derselben.

3) Das Verlags-Recht wird bis Ostern 1823 zugestanden; nach Ablauf dieses Termins behält der Herr Verleger das Vorrecht vor andern unter gleichen Bedingungen.

4) Der Verfasser bedingt sich dagegen die Summe von

Sechzehn Tausend Thalern, sächsisch.

198

5) Die Zahlungs-Termine können auf die Lieferungs-Termine gesetzt werden. Man ist nicht abgeneigt einen Theil der Summe gegen 5 pro Cent Interesse und halbjährige jedem Theil freystehende Aufkündigung stehen zu lassen, wenn daraus für den Herrn Verleger einige Bequemlichkeit entspränge.

6) Die Zahl der Exemplarien bleibt wie bey den bisherigen Verlags-Artikeln auf 44 festgesetzt, wovon 20 Velin-Papier, 24 auf Schreib-Papier

s. m.

Weimar, d. 20. Febr. 1815.

Goethe.

Entwurf einer Anzeige.

Da eine schon längst bereitete Ausgabe der Werke des Herrn Geheime Rath von Goethe durch die Zeitumstände verhindert worden, so konnte es nicht fehlen, daß vollständige Exemplare derselben im Buchhandel fehlten und auf vielfältiges Nachfragen den Freunden damit nicht gedient werden konnte. Es geschieht daher mit besonderem Vergnügen und Zuversicht daß unterzeichnete Verlags-Handlung hiermit anzukündigen im Stande ist, daß eine neue Ausgabe gedachter Werke gegenwärtig unter der Presse sey; sie wird aus zwanzig Bänden bestehen wovon nachstehendes Verzeichnis eine allgemeinere Übersicht giebt.

Aus demselben ist zu ersehen daß nicht nur der Inhalt der vorigen Ausgabe auch in der neuen zu finden seyn wird, so wie das was von demselben 199 Verfasser bisher im Druck erschienen, insofern es dem ästhetischen Fache angehört, sondern daß auch manches mitgetheilt werden soll, was durch die Bekenntnisse aus dem Leben des Verfassers eingeleitet und sowohl faßlich als genießbar gemacht worden, und künftig noch harmonischer in sich werden kann.

Da auch bisher mehrmals Klage geführt worden, daß man, besonders in den letzten Jahren, keine Exemplare auf Velin-Papier sich anschaffen können, so wird, da eine eigentliche Prachtausgabe in dem gegenwärtigen Moment wohl nicht räthlich seyn möchte, eine Subscription auf Velin-Exemplare hierdurch eröffnet, unter folgenden Bedingungen:

(Die Bedingungen werden inserirt)

Diese Ausgabe theilt sich in (fünf?) Lieferungen welche in nachstehenden Terminen erscheinen sollen:

(Inserantur die Termine und sonstige merkantilische Erfordernisse)

(NB. Man verspricht gewöhnlich die Namen der Subscribenten drucken zu lassen; sollte dieses auch dießmal geschehen, so wünschte aus mehreren Ursachen, daß sie nicht dem ersten Bande vorgesetzt, sondern später nachgebracht würden, es ließe sich vielleicht alsdann etwas Artiges und Obligantes dem Publicum erzeigen, wodurch ein solches Register auch einmal auf eine geistreiche Weise eingeführt würde; doch dieses bleibt unter uns und ich erkläre mich näher darüber.)

W. d. 20. Feb. 1815.

G.

200 Inhalts-Verzeichniß

der zwanzig Bände Goethischer Werke.

1. Band.

Zueignung.

Lieder.

Gesellige Lieder.

Balladen.

Elegien.

Episteln.

Epigramme.

2. Band.

Sonette, funfzehen.

Vermischte Gedichte, drey und dreyßig.

Antiker Form sich nähernd, vier und zwanzig.

An Personen, funfzehen.

Kunst betreffend, zwölf.

Parabelartig, eilf.

Gott, Gemüth und Welt, über funfzig.

Sprichwörtlich, über zwey Hundert.

Epigrammatisch.

3. Band.

Wilhelm Meister, drey Bücher.

4. Band.

Wilhelm Meister, vier Bücher.

5. Band.

Laune des Verliebten.

Die Mitschuldigen.

Die Geschwister.

Mahomet.

Tancred.

Theatralische Gelegenheits-Gedichte.

201 6. Band.

Götz von Berlichingen.

Egmont.

Stella.

Clavigo.

7. Band.

Iphigenie auf Tauris.

Torquato Tasso.

Die natürliche Tochter.

Elpenor.

8. Band.

Claudine von Villabella.

Erwin und Elmire.

Jery und Bätely.

Lila.

Die Fischerin.

Scherz, List und Rache.

Der Zauberflöte 2. Theil.

Maskenzüge.

Carlsbader Gedichte.

Des Epimenides Erwachen.

[ Gräf Nr. 1156: 9. Band. ]

Faust.

Puppenspiel.

Fastnachtspiel.

Das Neueste von Plundersweilern.

Pater Brey.

Satyros.

Bahrdt.

Parabeln.

Legende.

Hans Sachs.

202 Mieding.

Künstlers Erdenwallen.

Künstlers Apotheose.

Epilog zu Schillers Glocke.

Die Geheimnisse.

10. Band.

Der Groß-Cophta.

Der Triumph der Empfindsamkeit.

Die Vögel. Der Bürgergeneral.

Die Zeichen der Zeit.

11. Band.

Reinecke Fuchs.

Hermann und Dorothea.

Achilleis.

Pandora.

12. Band.

Werther.

Briefe aus der Schweiz I. und II. Abtheilung.

13. Band.

Das Römische Carneval.

Fragmente über Italien.

Cagliostro Stammbaum.

Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter.

14. Band.

Die Wahlverwandtschaften.

15./16 Band.

Cellini.

17./18./19. Band.

Aus meinem Leben.

20. Band.

Miscellen.

203 Bemerkungen,

zu den zwey ersten Bänden.

Man hat zwar möglichst gesorgt, daß alles bestens geordnet werde, allein es wäre doch zu wünschen, daß ein geistreicher Mann die beyden Bände Gedichte nochmals durchsähe, und, sollte sich irgend ein Bedenken finden, mir solches anzeigte.

Für den Maître en page, habe ich bey der Zueignung eine Bemerkung beygelegt, daß nämlich die Stanzen nicht gebrochen werden mögen. Dieses gilt auch von allen übrigen Gedichten, besonders von Balladen, wie solches schon bey der ersten Ausgabe gut beobachtet worden.

Dann versteht sich von selbst, daß die Foliirung sich nur auf das Manuscript bezieht, damit die festgesetzte Ordnung nicht getrennt werde, die Paginirung bleibt dem Setzer überlassen. Sollte zufälliger Weise irgend ein Gedicht übersprungen oder weggelassen werden, so bitte inständigst, solches nicht anderwärts einzuschalten. Ein solches Unglück ist bey der ersten Ausgabe mit Lilis Park geschehen: dieses Gedicht blieb aus dem ersten Bande weg, und ward zum Schluß des 8. Bandes nachgebracht. Hier hätte es nun schon, hinter den Geheimnissen, einen bösen Effect gemacht; allein, da die beyden Blätter, worauf es stand, dergestalt innerhalb des Bogens abgedruckt waren, daß sie durch den Buchbinder erst ausgeschnitten und hinten angeklebt werden sollten, dieser aber gewöhnlich 204 die Bemerkung übersah; so entsprang daraus der unheilbare Mißstand, daß die Blätter zweyer ganz entgegengesetzten Gedichte durch einander gebunden wurden, und der Inhalt dieser Productionen, der Genuß derselben, dem Leser wo nicht geraubt, doch wenigstens sehr unangenehm gestört wurde.

Es sey mir verziehen, daß ich dieses Umstandes weitläufig erwähnt, es kann aber nichts wünschenswerther seyn, als daß dergleichen bey einer neuen sorgfältigen Ausgabe vermieden werde.

Einen andern Übelstand der vorigen Ausgabe, an dem ich selbst Schuld war, habe dießmal zu verbessern gesucht. Es sieht nämlich nicht gut aus, wenn einzelne gar zu kleine Gedichte oben auf der Seite stehen, und unten ein zu großer weißer Raum bleibt. Wo es einigermaßen nöthig und schicklich war, habe ich kleine Gedichte untereinander gestellt. Die wenigen Fälle, wo es nicht geschehen konnte, mögen hingehen.

Wo, bey späterer Redaction, einige Folia ausgehoben und translocirt worden sind, ist jedesmal bemerkt.

Mit Vorbehalt das Weitere anzuzeigen.

W. d. 20. Febr. 1815.

G.

Zu dem Damen-Calender so wie zu dem Morgenblatte bin ich geneigt einiges mitzutheilen, wegen des letzten will ich nur erinnern, daß es keinesweges Eigensinn gewesen wenn ich daran nicht öfter theilgenommen.

In der deutschen Literatur ist nicht leicht zu wirken wenn man seine Kräfte nicht zusammenhält, ja es ist zu bemerken, daß durch die vielen Tagesblätter und Wochenhefte gar manches Gute verschlungen und mit dem Geringern in's Gleiche gestellt wird, dieß liegt in der Natur der Sache und ist nun einmal nicht zu ändern.

Das Einzige, worum ich ersuchen würde, wäre daß der Herr Redacteur, dem ja soviel Stoff zu Gebote steht, die Gefälligkeit hätte eine Auswahl zu treffen, so daß nicht Aufsätze folgten die dem vorhergehenden ganz heterogen sind, wie es mir einigemal bey Dingen ergangen, auf die ich einigen Werth legte. Zwar wird man hierüber im Laufe des Lebens immer gleichgültiger, es ist aber doch besser sich und andern unangenehme Eindrücke zu ersparen.

W. d. 20. Feb. 1815.

G.

Die erste Lieferung zum Morgenblatt wird nächstens abgehen.