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Weimar 16. März 31.
Sie waren krank, sehr krank, mein theurer Freund! und kaum ein wenig erhohlt, gönnen Sie mir alsobald freundliche Zeilen. Wie schmerzlich hat mich, hat alle Ihre hiesigen Freunde und Freundinnen das erstere berührt, wie dankbar bin ich Ihnen für das zweyte! – – – – – – – – – – – – –
Dem Himmel sey Preis u. Dank, daß Sie uns wiedergeschenkt sind und möge nur der nahende Frühling Ihnen stärkenden Balsam und bald die Lust und Kraft bringen, einige harmlose Tage in unserm stillen Freundeskreise hier zuzubringen und uns das Glück zu gönnen, Sie zu erheitern und mit unserer Liebe u. Theilnahme zu umfrischen! In der That, ich glaube vest, daß diese kleine Reise Ihnen – sobald nur günstige Witterung eintritt – sehr wohlthuend seyn würde u. lege meine desfallsige Bitte recht eindringlich Ihnen ans Herz. [ Biedermann-Herwig Nr. 6791: Goethe hat, wie Sie leicht denken können, sich gleich sehr über Ihr Unwohlseyn betrübt; Sie haben entweder schon oder erhalten in diesen Tagen einen eignen Brief von ihm. Auch er leidet seit 8 Tagen an einem bösen Fuß, der zwar keine großen Besorgniße giebt, doch aber sehr peinlich für ihn ist u. seine geselligen Mittheilungen nach Außen sehr stört. Schon hatte er angefangen, alle Sonntag Morgen einen zahlreichen Kreis von Frauen u. Männern um sich zu sehen. Faust hatte große Fortschritte gemacht; der 5te u. letzte Act ist ganz vollendet, nur der vierte noch nicht. Es hat ihn sehr gefreut daß seine kleinen Verse an die Mara Ihnen Beifall abgewonnen. Mit höchstem Lob spricht er von einer Hofrath Meyerschen Kritik der im vorigen Jahr erschienenen neuen Kupferstiche im Wiener Jahrbuch der Literatur. Auch 477Goethe’s eigne Analyse der Zahnischen Leistungen über Pompeji im letzten Quartal dieser Jahrbücher 1830 würde Sie sehr interessiren; vielleicht haben Sie solche schon gelesen. ]