An Graf Reinhard 16. 7. 1827 (192)
[ Biedermann-Herwig Nr. 6011: Goethe hat sich Ihres Schreibens an ihn [Briefw. S. 286] höchlich erfreut. Er sehe sich veranlaßt, über den Zustand der Filosophie in Frankreich sich rückantwortlich näher herauszulaßen – sagt er – und so werden Sie gewiß Intereßantestes zu lesen bekommen ... ]
Ich glaube Ihnen noch nicht gesagt zu haben, wie sehr ich mich Haugs Bekanntschaft gefreut habe. Er war 6 Tage hier, gefiel sich und uns allen ungemein. Ich brachte ihn zuletzt nach Jena zu Knebeln. Ihm und Goethen widmete er anliegendes Distichon. In seiner neuen Gedichtausgabe [Leipzig 1827] finde ich viel mich aufs Anmuthigste Zusprechendes, obschon die Auswahl strenger hätte seyn mögen. Ich hatte mir Haug ganz anders gedacht; sein schlichtes, anspruchsloses Wesen, der milde, joviale Sinn und eine gewiße humoristische Spießbürgerlichkeit machen ihn zu einem gar behaglichen Genoßen.
Von Matthisons Verweilen zu Kronberg haben Sie uns nichts bemerkt. Er war sehr dankbarer Erinnerung. Wir erwarten ihn ehstens wieder.
Herrliche Tage schenkte uns auch Graf Sternberg. Ich lege einiges Bezügliche [W. A. I 4, 278 und Müllers „Einschrift“ Chronik 23, 15] bey.
Gestern hat Manzoni Goethen und auch meiner Wenigkeit seinen historischen Roman „Sposi promessi“ verehrt, à la Walter Scott. Streckfuß hat den Adelgis trefflich übersetzt [Berlin 1827] und Goethen zugeeignet. Das non plus ultra aber ist Griesens neue Ausgabe der Übersetzung des Ariost [Jena 1827].