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23. Dezember.

Weimar. Wilhelm v. Humboldt an Karoline v. Wolzogen.

Frau v. Wolzogen wohnte jetzt in Jena. Ihre Schwester Schiller war kürzlich in Bonn gestorben.

[ Biedermann-Herwig Nr. 5928: Als ich hierher fuhr, kam mir Goethe eine halbe Meile von Weimar entgegen und führte mich in seinem Wagen in die Stadt . . . Ich kann Ihnen nicht genug 267sagen, wie befriedigend diesmal der Umgang mit ihm ist. Er ist nicht nur wohl, kräftig, lebendig, sondern auch so freundschaftlich, so mitteilend, so gesprächig über die interessantesten Dinge, daß ich es nie so gefunden zu haben glaube. Den Morgen sind wir ganz zusammen.

Ich habe seine ‚Helena‘ gelesen. Es ließe sich vielleicht darüber sprechen, schreiben nicht. Aber das Ganze und Einzelne sind bewunderungswürdig. Etwas eigentümlich Neues, von dem man noch keine Idee hat, für das man keine Regel und kein Gesetz kennt, das aber sich im höchsten poetischen Leben fortbewegt. ]