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An Graf Reinhard 29. 3. 1826 (153)

[ Biedermann-Herwig Nr. 5817: Goethe dankt für Ihre neueste Zuschrift [Briefw. S. 267?] und grüßt aufs theilnehmendste. Der „Catholique“, deßen Ankündigung ich ihm mittheilte, intereßirt ihn so 329lebhaft, daß er sogleich Bestellung für die Bibliotheck machte. Auch ein zweytes Exemplar habe ich hier untergebracht, und ans Conversations Blatt den Prospect mitgetheilt. Er ist trefflich geschrieben und verräth viel Geist und Wißen, aber die „unité de doctrine“ will Goethen so wenig als mir zu Sinne und erzeugt den Argwohn, daß wohl eine andere Tendenz dahinter stecken möge, die nicht eben die der Toleranz oder des Protestantismus sein möchte.

Was sagen Sie dazu, daß Goethe ein eifriger Verfechter der droits de l’ainesse und der Substitutionen ist? Er glaubt darin veste Haltpunkte für den allzu mobilen und verflachten Zustand der Staaten zu sehen und citiert Englands günstiges Beypsiel. Die Sache hat zwey Seiten. – Daß ist gewiß.

Vorgestern und gestern war Matthisson bey uns und schied sehr vergnügt, da er am Hofe, bey Goethe und von einem gewählten literarischen Kreise sehr ausgezeichnet wurde. Er ist der beste Vorleser, den ich je gehört. Am Ostertage gerade laß er Goethen seinen Ostermorgen aus Faust vor. ]